Uwe Seibel
Geschäftsführer DBfK Südwest
Liebe Mitglieder,
wir sitzen zu viel, wir trinken zu viel, wir ernähren uns zu ungesund – und die digitale Gesundheitskompetenz lässt sehr zu wünschen übrig. Der DKV-Gesundheitsreport 2025 „Wie gesund lebt Deutschland“ stellt das und vieles mehr fest. Für kurze Zeit hat er für mediale Aufmerksamkeit gesorgt. Beim Durchblättern des Reports habe ich mich an den Song von Purple Schulz „Guck mal, nur schöne Leute“ erinnert. Es ist doch völlig klar: Wir alle wollen gerne fit und gesund alt werden. Dass dazu ein hohes individuelles Engagement nötig ist, lässt sich nicht von der Hand weisen.
Als Berufsverband allerdings stellen wir uns auch die Frage nach den strukturellen Bedingungen, die Gesundheitsförderung und Prävention ermöglichen oder diese attraktiver machen, indem sie Zugangshürden abbauen. Es ist uns erfolgreich gelungen Themen wie Schulgesundheitspflege, Community Health Nursing und erweiterte Pflegekompetenz in den öffentlichen und politischen Diskurs einzubringen und in vielen Projekten auch eine erfolgreiche Umsetzung zu sehen. Besonders vor dem Hintergrund der Gesundheitsförderung sind diese pflegerischen Rollen unabdingbar.
Meint man es also wirklich ernst mit Erkenntnissen aus diversen Gesundheits- und Krankheitsreporten, dann muss man große strukturelle Veränderungen anstoßen, die den Zugang zu Präventionsleistungen und die Gesundheitskompetenzen verbessern. Unser Vorschlag Primärversorgungszentren zur etablieren, in denen unterschiedliche Professionen miteinander und gleichberechtigt für die Gesundheit der Bevölkerung arbeiten, ist ein wesentlicher Baustein zur Verbesserung der Versorgung.
Schaut man sich allerdings die aktuellen Gesetzesvorhaben und den Bundeshaushalt an, schwindet die Hoffnung auf einen Sinneswandel. Statt nachhaltiger Maßnahmen drohen weitere Gesundheitsreporte mit erwartbar schlechten Ergebnissen und schönen Bildern. Dennoch bleiben wir als Berufsverband beharrlich am Ball und setzen uns weiter dafür ein, dass Gesundheitsförderung und Prävention endlich den Stellenwert erhalten, den sie verdienen.
Ich bin stolz auf unseren Beruf, der alle Facetten sieht und anerkennt. Wir sind in der Lage, auch mit den nicht so schönen Bildern umzugehen und gemeinsam mit den von Pflege Betroffenen die besten Lösungen für ihre jeweilige Situation zu finden. Pflege ist oft das fehlende Glied in der Kette, wenn es darum geht, Gesundheit zu verstehen und gesundheitsförderlich zu leben. Genau das macht uns professionell Pflegende so wichtig.