DBfK aktuell - August 2025

Ungleich gepflegt – Bericht zum DBfK-Talk mit Dagmar Möbius

„Nichts wird man leichter als das, wofür man gehalten wird." Bei der Mitgliederversammlung des DBfK Nordost in Berlin wurde deutlich, wie wichtig der öffentliche Diskurs über die Geschichte auch für die Gegenwart und Zukunft des Pflegeberufs ist.

„Es war eine wahrlich anregende Diskussion, in der kritische Fragen – natürlich – willkommen waren. Obwohl ich im Thema stecke, hat mich das große Interesse freudig überrascht“, schrieb Dagmar Möbius nach der Veranstaltung auf LinkedIn.
„Es war eine wahrlich anregende Diskussion, in der kritische Fragen – natürlich – willkommen waren. Obwohl ich im Thema stecke, hat mich das große Interesse freudig überrascht“, schrieb Dagmar Möbius nach der Veranstaltung auf LinkedIn.

Wahlen standen 2025 nicht an, dennoch fanden rund 30 Mitglieder am 5. Juli ihren Weg zur Mitgliederversammlung ins Berliner Haus der Gesundheitsberufe und lauschten den Berichten des Vorstands, der Geschäftsführung und des Bundesverbands über die Aktivitäten des Verbands im vergangenen Jahr. Alle Details stehen im nun digital verfügbaren Geschäftsbericht 2024.

Nach einer kurzen Pause ging es bei Kaffee und Kuchen weiter mit einem Vortrag von Dagmar Möbius, zu dem auch interessierte Nichtmitglieder eingeladen waren. Sie absolvierte in der DDR ein berufsbegleitendes Fernstudium zur Sprechstundenassistenz. Über diesen qualifizierten Pflegeberuf, der nach der Wende nicht anerkannt wurde, sprach sie kürzlich auch im Übergabe-Podcast.

Obwohl Möbius noch weitere Abschlüsse erlangte, widmete sie sich weiterhin zunächst journalistisch und später auch wissenschaftlich der von ihr erlebten Erfahrung und Diskriminierung als Sprechstundenschwester, zuletzt im Rahmen ihrer Abschlussarbeit in Interprofessioneller Gesundheitsversorgung an der Alice Salomon Hochschule Berlin.

Dabei leistete sie echte Grundlagenforschung, indem sie systematisch Studienpläne miteinander verglich. Ergebnis: Praktisch waren die Sprechstundenschwestern voll ausgebildete Pflegefachpersonen mit ambulanter Spezialisierung, wie sie heute wieder zunehmend gefragt sind. So durften in der DDR Sprechstundenschwestern zum Beispiel Gemeindeschwestern vertreten, im Gegensatz zu anderen Krankenschwestern bzw. Krankenpflegern.

Vor allem bei der anschließenden Diskussion ging es dann um die Frage, wie relevant das Fallbeispiel der Sprechstundenschwestern für die Gegenwart und Zukunft des Pflegeberufs in Deutschland ist. 

Mehrere Gäste berichteten von ihren eigenen Erfahrungen mit der interprofessionellen Zusammenarbeit auf Augenhöhe in der DDR und einer anderen Haltung, die im Osten bis heute spürbar sei. Dabei wurde deutlich, wie wichtig der öffentliche Diskurs über den Pflegeberuf ist. Denn „nichts wird man leichter als das, wofür man gehalten wird“, wie eine Zuhörerin bemerkte.

Ungleich gepflegt
Ungleich gepflegt

Leider scheiterte 2009 eine Petition zur nachträglichen Anerkennung der Sprechstundenschwestern. Aber seit 2019 Möbius‘ Website www.sprechstundenschwester.de ans Netz ging, gewinnt das Thema zumindest medial an Präsenz. Und leistet vielleicht einen Beitrag dazu, dass die Anerkennung ausländischer Pflegefachpersonen, die bis heute oft ähnliche Erfahrungen machen, wertschätzender und vor allem gerechter erfolgt.

Dagmar Möbius (Mitte) mit Heike Prestin (Geschäftsführerin DBfK Nordost) und Johannes Wünscher (Vorsitzender DBfK Nordost).
Dagmar Möbius (Mitte) mit Heike Prestin (Geschäftsführerin DBfK Nordost) und Johannes Wünscher (Vorsitzender DBfK Nordost).

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