„Pflege, wie geht es dir?“ – das wollten wir vom 1. bis 31. März 2024 mit unserer Online-Befragung unter beruflich Pflegenden herausfinden.
An der Umfrage haben sich 6.139 Kolleg:innen beteiligt – das ist eine beachtliche Resonanz! Dieses Stimmungsbild werden wir nun jährlich einholen und die Ergebnisse zum Internationalen Tag der Pflegenden veröffentlichen. Jedes Jahr soll zusätzlich ein Schwerpunkt gesetzt sowie eine ergänzende Befragung der DBfK-Mitglieder durchgeführt werden.
In diesem Jahr war Pflegekompetenz das Schwerpunktthema. Darüber hinaus wurde auch die Stimmung in der Berufsgruppe abgefragt. Die Teilnehmenden haben ein sehr differenziertes Bild der Stimmungslage abgegeben. Im Interview ordnet DBfK-Bundesgeschäftsführerin Bernadette Klapper die Befragungsergebnisse ein.
Warum startete der DBfK die jährliche Umfrage und was hat es mit dem jeweiligen Schwerpunktthema auf sich?
Wir möchten die Stimmungslage der professionell Pflegenden gerne im Verlauf beobachten und die Ergebnisse mit vorhandenen Daten zur Pflegebranche in einen Kontext setzen. Es geht also um die Frage, in welchem größeren Zusammenhang, wie beispielsweise vor dem Hintergrund der Beschäftigungsdaten, der Akademisierungsquoten oder der Ausbildungszahlen, die Stimmung in der Berufsgruppe einzuschätzen ist. Damit stellen wir auch eine Datensammlung zusammen, die es so zu unserer Berufsgruppe nicht gibt. In jedem Jahr werden wir uns ein aktuelles Thema als Schwerpunkt vornehmen, so wie in diesem Jahr die Pflegekompetenz, da die Ausarbeitung des Pflegekompetenzgesetzes gerade bevorsteht. Mit den Ergebnissen der Umfrage können wir dann
wiederum unsere pflegepolitischen Forderungen schärfen.
Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen Erkenntnisse?
Die gute Nachricht ist, dass 84 Prozent der befragten Kolleg:innen ihren Beruf als sinnstiftend erfahren und 59 Prozent von ihnen den Beruf wieder ergreifen würden. Bemerkenswert ist außerdem, dass sich 68 Prozent der Befragten eine Ausweitung ihrer Kompetenzen wünschen und 78 Prozent angeben, dass sie bereit sind, mehr Verantwortung zu übernehmen. Das zeigt sowohl die enorme Verbundenheit mit dem Pflegeberuf als auch die hohe Motivation der größten Berufsgruppe im Gesundheitswesen. Mich freut auch sehr, dass die Teilnehmenden ein großes Interesse an den erweiterten pflegerischen Rollen haben. Insbesondere die Arbeit als Pflegeexpert:in mit Fachweiterbildung, mit mehr Verantwortung und besserer Bezahlung ist für 48 Prozent der Befragten interessant. Dicht gefolgt von Advanced Practice Nursing und Community Health Nursing. Wir haben auch nach der Wechselbereitschaft gefragt, also wie oft die Kolleg:innen darüber nachdenken, den Arbeitgeber oder Arbeitsbereich zu wechseln bzw. den Beruf zu verlassen. Über einen Berufsausstieg denken 28 Prozent oft nach, das ist immerhin fast ein Drittel! Bei den Kolleg:innen, die in der Umfrage angaben, dass sie ihre Kompetenzen nicht voll einsetzen können, denken sogar 46 Prozent oft über die Aufgabe des Pflegeberufs nach.
In welchen Bereichen ist die Stimmung nicht so gut?
Sowohl
die Wertschätzung durch Arbeitgeber:innen als auch die Anerkennung der
Pflegekompetenz in der Gesellschaft werden als sehr niedrig
eingeschätzt. Die Zufriedenheit mit der Personalausstattung und
Arbeitsauslastung schwankt offenbar in Abhängigkeit vom Arbeitsplatz.
Hier hatten jeweils um die 40 Prozent angegeben, dass sie entweder sehr
bis eher zufrieden bzw. am anderen Ende der Skala eher bis sehr
unzufrieden sind. Besorgniserregend ist für uns, dass fast ein Drittel der Aussage, dass in ihrer Einrichtung sehr hohe Pflegequalität geleistet wird, nicht zustimmen können. Bemerkenswert war auch, dass die Zufriedenheit mit den Arbeitszeiten (66
%), dem Gehalt (52 %) und der Dienstplangestaltung (66 %) recht hoch
ist – dies scheinen also nicht die Gründe für Wechselambitionen zu sein.
Welche Schlüsse ziehen Sie aus den Ergebnissen und was waren die Forderungen zum Tag der Pflegenden an die politisch Verantwortlichen?
Für die politisch Verantwortlichen ergeben sich aus der Umfrage einige Aufgaben: Allen voran, dass das Pflegekompetenzgesetz liefern muss. Die erweiterten pflegerischen Rollen mit entsprechenden Stellen und angemessener Bezahlung sind gefordert. Und die am Pflegebedarf orientierte Personalausstattung muss verbindlich werden, damit die Pflegequalität gesichert werden und mehr Zufriedenheit entstehen kann. Die zentrale Botschaft ist für mich: Pflege ist ein erfüllender Beruf, die Kolleg:innen wollen mehr Kompetenzen, mehr Verantwortung und neue pflegerische Rollen. Dafür
besteht Bereitschaft, aber viele sind auch bereit, den Beruf zu verlassen, wenn Können und Motivation weiterhin ignoriert werden.
(AKH)