Zunächst einmal ganz herzliche Glückwünsche zu Ihrer Wahl als Präsidentin, Frau Lux.
Vielen Dank. Ich freue mich sehr über das Vertrauen, das mir die Delegierten des größten deutschen Berufsverbands in der Pflege ausgesprochen haben, und natürlich auf die neue Aufgabe. Es sind viele Herausforderungen zu bewältigen, um die Pflege zukunftsfest aufzustellen und die Versorgung quantitativ wie qualitativ sicherzustellen. Der DBfK hat hier eine zentrale Rolle.
Sie haben offenbar viel vor. Gibt es Schwerpunktthemen, die Sie umtreiben?
Es besteht vor allem Zeitdruck. Die nächsten zehn Jahre sind relevant, damit wir notwendige Reformen im Gesundheitswesen schaffen und die richtigen Weichen stellen. Es geht um die Versorgungssicherheit der Bevölkerung und die sich verschärfende finanzielle Situation im Gesundheitssystem. Wir müssen klären, wer im System was macht und was wir uns leisten wollen. Einer meiner Schwerpunkte wird in jedem Fall darin liegen, die Rollen der Profession Pflege im Versorgungssystem zu klären und unser Profil zu schärfen.
Was bedeutet das konkret?
Allzu oft ist die politische Antwort auf die Pflegekrise, dass einfach mehr Personal herbei soll. Dabei wird auf Masse gesetzt, ohne zu sehen, welche Qualifikation an welcher Stelle benötigt wird. Das hat zu einer Deprofessionalisierung geführt, mit der wir den Herausforderungen und den heutigen Versorgungsbedarfen qualitativ nicht gerecht werden können. Wir brauchen verschiedene Qualifikationsniveaus bei den Pflegefachpersonen in der Praxis und zwar von der Assistenz bis zu promovierten Kolleg:innen. Das muss dann auch zu einer inhaltlichen und finanziellen Differenzierung führen. Klare Rollenprofile, also wer was kann und darf, sind dafür unabdingbar. Ebenso die Anpassung des dafür haftungsrechtlichen Rahmens. In Anbetracht der demografischen Herausforderungen ist es aber auch mehr als bisher notwendig, pflegende Angehörige professionell zu unterstützen, anzuleiten und zu beraten, damit diese so lange wie möglich auch komplexe Versorgungsituationen selbst bewältigen können.
Sehen Sie einen Weg dahin?
Ja. Mit der generalistischen Ausbildung ist ein wichtiger Schritt getan. Die Generalistik ist richtig, denn wir brauchen Kolleg:innen mit soliden Grundkompetenzen, damit sie sich in der Praxis und über Weiterqualifikationen/Studium spezialisieren können. Offene Karrierewege zu jeder Zeit im Berufsleben sind meiner Ansicht nach notwendig, ebenso wie die berufliche Mobilität von Pflegenden innerhalb Europas, damit der Beruf attraktiv bleibt. Das Pflegekompetenzgesetz muss ein weiterer Schritt in diese Richtung werden. Es stehen große Transformationen des Gesundheitswesens und damit auch unserer Rolle als professionell Pflegende bevor. Diese werden Zeit brauchen und ich habe gelernt, dass Veränderung auch schmerzhaft sein kann. Ich will gerne gemeinsam mit den Kolleg:innen die grundlegenden Pfeiler für diese Transformationsprozesse einschlagen.
Vera Lux ist von den Delegierten am 8. Juni 2024 in Braunschweig zur neuen Präsidentin des DBfK gewählt worden. Sie ist Kinderkrankenschwester, hat eine Weiterbildung als Pflegedienstleitung absolviert und Betriebswirtschaft studiert.Vera Lux arbeitete als Vorstand Pflege und Pflegedirektorin in verschiedenen Kliniken, zuletzt an der Medizinischen Hochschule Hannover, und war bis 2023 Vorsitzende des Pflegerats in Niedersachsen.
Das klingt wie eine Einladung an die DBfK-Mitglieder und die gesamte Berufsgruppe. Was haben Sie sich für den DBfK vorgenommen?
Genau, es ist eine Einladung gemeinsam etwas zu bewegen. Das sollten wir von den ärztlichen Kolleg:innen lernen: So uneinig sich die unterschiedlichen Fachrichtungen auch sein mögen, wenn es um politische Entscheidungen geht, steht und kämpft die Ärzteschaft zusammen. Daraus entsteht politisches Gewicht. Wir Pflegende sind eine riesige Gruppe, die zusammen viel mächtiger sein kann. Wollen wir politisch etwas bewegen, müssen wir zusammenstehen. Mir ist für die verbandsinterne Arbeit aber noch ein zweiter Punkt sehr wichtig: Im DBfK gibt es viele sehr engagierte Kolleg:innen, auch unter den jungen Pflegenden. Ich will, dass sie in ihrem Engagement wachsen, der Pflege ein Gesicht geben und so auch zu Vorbildern für andere und die nächste Generation werden können. Das bedeutet für mich, dass ich für die Mitglieder sichtbar und ansprechbar sein werde und auf Bundesebene die Kolleg:innen wirksam vertreten will.
Haben Sie eine Art 100-Tage-Plan?
Ich werde erst den DBfK mit seinen Strukturen noch besser kennenlernen und mich in die Verbandsarbeit einarbeiten, viele Gespräche mit Mitgliedern und den Hauptamtlichen führen, um den DBfK aus der neuen Perspektive kennenzulernen. Dabei ist mir der Kontakt zur Basis äußerst wichtig. Die Politik werde ich auch von Beginn an im Blick haben, um mich zu vernetzen und meinen Bekanntheitsgrad auf Bundesebene zu erhöhen. Ich will schließlich der starken Stimme des DBfK noch mehr Geltung verschaffen. Die anstehenden Wahlen müssen aktiv genutzt werden, die Positionen des DBfK einzubringen. Vor allem gilt aber meine Einladung: Lassen Sie uns gemeinsam und kraftvoll für unseren wunderbaren Beruf eintreten!