"Der DBfK verneigt sich mit dieser Veranstaltung vor dir, um Danke zu sagen – für deine Leistung, deine Ideen, deine Hartnäckigkeit, deinen Humor, deine Menschlichkeit. Du warst ein Glücksfall für den Verband.“ Der ehemalige DBfK-Bundesgeschäftsführer Franz Wagner brachte es auf den Punkt: Besser lässt sich die Leistung Christel Biensteins für den DBfK und die Pflegepraxis in Deutschland kaum zusammenfassen.
Wagner hielt die Laudatio beim Abschiedssymposium für Christel Bienstein Anfang Juli in Berlin, mit dem sie sich nach ihrer zwölfjährigen Präsidentschaft nun in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet und mehr Zeit der Familie widmen möchte. Etwa 60 Wegbegleiter:innen Biensteins waren zu der Veranstaltung mit dem Titel „Professionelle Pflegepraxis braucht Weiterentwicklung“ gekommen, darunter auch Frank Hatch, mit dem Bienstein das Bewegungskonzept Kinästhetik nach Deutschland holte.
Die Verbindung von Theorie und Praxis in der Pflege waren für Christel Bienstein immer maßgebend. Das wurde in den Vorträgen des Symposiums deutlich: Sabine Bartholomeyczik, Pflegewissenschaftlerin und langjährige Wegbegleiterin Biensteins, ging der schwierigen Entwicklung in der Akademisierung der Pflege auf den Grund. Andreas Büscher, Pflegewissenschaftler an der Hochschule Osnabrück, stellte die Bedeutung der DNQP-Expertenstandards für professionelles pflegerisches Handeln heraus und Elizabeth Tollenaere, DBfK-Vorstandsmitglied, zeigte neue Wege im internationalen Austausch auf.
Den Namen Bienstein kennen mindestens alle Pflegefachpersonen, die nach 1985 ihre Ausbildung begonnen haben: Ob Bienstein-Skala zur Einschätzung des PneumonieRisikos sowie die von ihr übersetzte und erweiterte NortonSkala, mit der die Dekubitusgefahr eingeschätzt wird. Für die Übertragung des Konzepts der Basalen Stimulation auf die Pflege erhielt sie 2011 vom Deutschen Pflegerat den Deutschen Pflegepreis. Seit 2004 ist sie Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, mit dem sie für ihre Verdienste um die Pflegewissenschaft ausgezeichnet wurde.
Dazu hat Christel Bienstein die Profession Pflege mit ihrem unermüdlichen berufspolitischen Engagement vorangebracht und vor allem deutliche Verbesserungen der Rahmenbedingungen sowie für die Pflegeausbildung und die Akademisierung erzielt. Bienstein erhob eine starke Stimme für die professionelle Pflege – aus Leidenschaft zum Beruf und aus Verantwortung den Menschen gegenüber, die Pflege benötigen.
Ihr Fazit zu ihrer Amtszeit: „Es gab viel zu tun, Einiges ist geschafft, manch Wichtiges ist noch nicht fertig.“ Sie erinnerte an einige herausragende Erfolge – an die Einführung der generalistischen Ausbildung oder des Pflegebedürftigkeitsbegriffs, an den, wenn auch langsamen, Ausbau der Akademisierung oder die Forderungen der Profession, die im Koalitionsvertrag stehen. „Es hat sich gelohnt, dass wir Politik und Ministerien ständig in den Ohren gelegen haben“, resümierte sie.
Zum Abschluss der Veranstaltung überreichte DBfK-Vizepräsidentin Katrin Havers die Ehrenmitgliedschaft im DBfK an Christel Bienstein, die damit nach der 2023 verstorbenen Ruth Schröck die zweite Trägerin dieser Auszeichnung ist.