DBfK aktuell - November 2024

Frankreich macht es vor und stärkt die Primärversorgung

Mit unserem Nachbarland teilen wir die großen Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung: eine zunehmend alternde Gesellschaft, den Fachkräftemangel in Medizin und Pflege, außerdem die Unterschiede in der Versorgung in den Städten und auf dem Land. Dabei geht Frankreich von ähnlichen Voraussetzungen aus, wie DBfK-Bundesgeschäftsführerin Bernadette Klapper weiß, die als Krankenschwester in Frankreich gearbeitet hat und nun auf einer Studienreise des Bundesverband Managed Care e. V. miterleben konnte, welche Ansätze dort jetzt verfolgt werden.

Auch in Frankreich erfolgt die medizinische Versorgung in der Fläche überwiegend mit niedergelassenen Ärzt:innen in Einzelpraxen, was aber auch für Pflegefachpersonen gilt. Ambulante Pflegedienste wie in Deutschland sind unüblich. 2016 wurden CPTS (Communautés Professionnelles Territoriales de Santé) angestoßen als gemeinnützige Zusammenschlüsse von Gesundheitsfachberufen, die ein gemeinsames regionsbezogenes Projekt verfolgen. Damit sollen der Zugang zur Versorgung und die Koordinierung für Patient:innen verbessert sowie mehr Prävention und Schutz in Krisen verfolgt werden. Nach und nach entstehen Primärversorgungszentren (Maisons de Santé). In dem besuchten Haus (Foto) war auch eine Advanced Practice Nurse (Infirmière de Pratique Avancée, IPA) Teil des Teams. Frankreich hat zudem mit der kaum übersetzbaren Bezeichnung der „Infirmière asalée“ (Action de Santé Libérale en Equipe) ein neues pflegerisches Berufsbild eingeführt. Es hat vor allem die Begleitung komplex chronischer Patient:innen zur Aufgabe und kann über eine Weiterbildung von Pflegefachpersonen ausgeübt werden.

Auch der Krankenhausbereich wird verändert. 2014 wurde per Gesetz eine regionale Gruppierung der öffentlichen Krankenhäuser beschlossen. Der Prozess wurde Ende der 2010er Jahre abgeschlossen, so dass Frankreich nunmehr 135 „Krankenhaus-Zonen“ zählt. Für den Umgang mit der Corona-Pandemie erwies sich die neue Form als überaus positiv. Mittlerweile bringen die Krankenhausgruppen zunehmend gemeinsame Projekte auf den Weg und stehen im Austausch mit den CPTS. Die Französische Krankenhausgesellschaft hat außerdem Ende der 2010er Jahre begonnen, ein integriertes populationsbasiertes Versorgungsmodell zu entwickeln. Mehr Gesundheit soll erzielt werden für die Bevölkerung, datengestützt und in Zusammenarbeit mit den Playern einer Region.

Spannend war auch die Vorstellung der Nationalen Digitalstrategie. Auch Frankreich – obwohl den ein oder anderen Schritt weiter in der Digitalisierung des Gesundheitswesens –, hat noch viele Herausforderungen zu bewältigen. So wird mit „Mon Espace Santé“ eine neue Variante der elektronischen Patientenakte auf den Weg gebracht, nachdem der erste Anlauf mit dem „Dossier médical“ nicht erfolgreich war. Bemerkenswerter Unterschied zu Deutschland: Die Strategie wird wie ein Großprojekt ausgerollt, statt eine Umsetzung von Gesetzesvorhaben zu sein.

Teilnehmende der BMC-Reise im Gespräch mit Mitarbeitenden des Maison de Santé.
Teilnehmende der BMC-Reise im Gespräch mit Mitarbeitenden des Maison de Santé.

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